Masterreflex
Reflexive Arbeiten 2012 - Master of Fine Arts - Institut Kunst - HGK FHNW
... die Technik. Ich schlage vor, dass wir uns erinnern. Was zuletzt passiert ist 2min51. Hand in Hand arbeiten. Schreiben und zeichnen. Was ist nicht weggegangen. Diese eine Frage, Heinz von Förster, Kybernetiker, der hat gesagt, prinzipiell können nur die Fragen entschieden werden, die unentscheidbar sind. Hab ich das richtig gesagt? Dann gibt es noch von Ranciere: es gibt die echten und die unechten Fragen und dass nur die echten Fragen die wirklichen Fragen sind. Die unechten sind die, die schon beantwortet sind. War das Ranciere eigentlich? ... Es ging darum, was eine echte Frage ist, dann kamen wir dahin: gibt es Gott? Dann hatten wir eine grosse Diskussion. Oh ja. Ich hab das als Beispiel gebracht für eine unentscheidbare Frage. Für eine echte Frage. Warum kochte es da so hoch? Bei Gott ging es dann los. Liegt in der Natur der Sache. Warum wir da bei Gott ausgerechnet? Die Fragestellung, überhaupt nach Gott zu fragen, wurde von verschiedenen Leuten verschieden ausgelegt, es gab da den Vorwurf 6min13, dass es institutionell wird, eine institutionelle Fragestellung, das Thema Macht kam dann, kam sehr oft, kam richtig gehäuft, Macht und Zeit, wer die Fragen stellt und in welchem Kontext. 7min01. Erinnert ihr euch? Erinnerst du dich? Du bist einmal richtig wütend geworden. Lachen. Mut und Zeit war das Ding. Wer hat denn Mut und Zeit? Doch das warst du. Du hast damit angefangen. Das waren die ersten beiden Worte die du. Wir sollen durch die drei Tage Mut und Zeit mitnehmen. Die Wörter. Stimmt. Und ich hab in Erinnerung, dass ich das von euch aufgenommen habe. Neenee. Ich hatte mit Mut, aber Jan, du bist mit Mut und Zeit wieder rein gekommen. Nach der Pause und hast gemerkt, dass Mut und Zeit zusammen gehören. War das nicht so? Wir sollten das ja alle mitnehmen. Und was war mit Mut und Zeit, wie das zusammenhing, wenn ihr damit rausgegangen seid? Und ich habe das gesagt. Lacht. Lachen. Waren wir auch nicht so einer Meinung wie die zusammengehören. Ob es jetzt Mut braucht, Zeit zu haben oder Zeit braucht, Mut zu bekommen. Es ging glaub ich um den Mut, sich Zeit zu nehmen. Hab ich aufgeschrieben. Es ging um den Mut sich einer Fragestellung zu widmen. Sich Zeit zu nehmen für eine Frage. Jan meinte dann, Mut ist in dem Fall ein Luxus. Mut und Luxus. Beides ist Luxus. Dann kamen wir zur Macht. Je mächtiger jemand ist, je weniger Mut braucht er, zum Beispiel 9min41. Der nichts hat braucht schon für wenige Sachen viel Mut. Aber der hat die Zeit nicht. Weil er nichts zu essen hat. Lachen. Darum ist es Luxus. Je nachdem wie viel Geld ich dabei habe ist Mut etwas ganz anderes. Die gleiche Tat braucht nicht für jeden gleich viel Mut. Dann ging es noch um die Fähigkeit, Angst haben zu können. Ob dazu Mut gehört. Ob Angst zu überwinden eine Bedingung für Mut ist. Da bin ich auch auf Gegenwehr gestossen, ich bin der Meinung, dass es keine Angst braucht, um Mut zu haben. Also diese Beschlafung. Die Aufgabe, die wir gemacht haben. Dass alle eine Zeichnung gemacht haben mit einer Fragestellung und jemand anders hat quasi über Nacht mit der geschlafen und die Antwort darauf gegeben. Wer hat den Unterschied genannt, ob man mit der Frage nach Hause gegangen ist und sie ins Bett genommen hat oder nicht? 13min28 Wenn man lange etwas betrachtet, dass man sich verbindet mit dem, es sich wie aneignet, diese Distanz aufhebt. Was das Eigene, was das Fremde ist - wie das Eigene. Oder ein Problem, das man vorher nicht hatte, wird zum eigenen Problem. In dem man das Problem vom anderen anschaut. Genau. Oder eben beschläft. Wir wissen nicht, dass wir nicht sehen, weil wir das nicht sehen, dass wir nicht sehen. Dadurch, dass er sich die Frau vorgestellt hat, konnte er sich selbst wieder sehen und auch den blinden Fleck und ist dadurch wieder in die Existenz gekommen, dass er sich wieder sehen sieht. Dass er sich gesehen sieht. Das Dasein ist Wahrgenommen werden, diese alte Geschichte. Denken macht traurig, diesen Text, oja, am Schluss war die Stimmung sehr traurig. Lachen. Bei Heinz von Förster, er macht das mit einem Pluszeichen und einem Minuszeichen mit dem blinden Fleck. Schwarzer Punkt und schwarzer Stern. Ich habe das erlebt bei einer Demonstration von ihm, seitdem weiss ich nicht, ob ich etwas verstanden habe, was ich vorher gesehen habe oder umgekehrt. Das muss man erst mal wissen, dass man das Problem hat, weil man ja nur das sieht, was man vorher verstanden hat. Könnte man denken. Es gibt auch tote Menschen im toten Winkel. Weiss jemand noch wie es kam, dass das Thema Mut so zentral wurde und in meiner Erinnerung bin ich es nicht schuld. Es warst aber schon du. Wir haben einfach angebissen. War es nicht Kant? Ja das kam von Kant. Der Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen ohne Anleitung eines Anderen. War Kant. War die Kritik der Urteilskraft, die wir zuerst gelesen haben. Da kam das mit dem Mut her. Du mochtest die Art und Weise nicht wie Kant, ... wir haben darüber gesprochen wie man solche Texte lesen kann, man kann versuchen zu verstehen, was da steht, wie wir das lesen, wie unterschiedlich wir das lesen oder man kann versuchen aus der Zeit heraus die Position zu verstehen. Heinz von Förster, ihm ging es um gewaltfreie Kommunikation, ihm war das ein Anliegen, an Unis und so, niemandem was aufzustülpen und wie eine andere Form des Lernens. Es gab diesen Skandal über diese Dissertation über Hanf und er hat gesagt, er schliesst einfach nichts aus, er hat gesagt, er findet es gut sich mit Egal was zu beschäftigen, wenn es einen interessiert, er erlaubt seinen Studenten sich mit Egal was zu beschäftigen und darüber Wissen zu gewinnen. Das war das mit den nichttrivialen Maschinen, dass Menschen keine trivialen Maschinen sind, die man einfach füttert vorne und hinten kommt das Ergebnis raus, Schule. Alltagstrance, das lag auch an euren Texten, ich hab auch eine Erklärung dafür, dass wir soviel vergessen haben, diese Texte, die ihr geschrieben habt, durch Träumen und durch das gezielte Eingreifen in Träume, Gianin kann das ja. Ich konnte das. Das Sterben im Traum. Strategien, die man aus dem Traum lernen kann. Gianin hat schwer Glück gehabt, dass er das überlebt hat, wenn er sich im Traum vor einen Bus wirft. Das ist doch eine andere Technik bei ihm. Ja trotzdem, er muss ja wissen, sicher wissen, dass er träumt, es waren ja realistische Träume, es waren ja keine Drachen, von denen er sich umbringen lassen will, aber er hat es ja extra gemacht, sich extra vor den Bus geschmissen, weil er sicher war, dass er träumte. Er ging davon aus. Aber das war die Referenz, dass er träumt, da muss er sehr sicher sein. Er muss sich im Traum des Traums bewusst sein. Dann haben wir nicht darüber gesprochen was poetisch ist, obwohl ich immer gesagt habe, da sprechen wir später drüber, das ist ein so schwieriges Thema. Dieses Wort poetisch flog manchmal durch den Raum. Schui. Und da haben wir gesagt, dass lassen wir mal. Du hast gesagt, das lassen wir mal, mit dem Wort poetisch. Schlagbild und Restbild. Dieser Boris Nieslony und Peter Trachsel. Das waren die zwei Fragen, das Buch mit den zwei Fragen. Das Verlangen, der Zwang im Denken immer zu unterscheiden, wir haben über Sprache gesprochen, du hast über das Verlangen zu unterscheiden gesprochen. Du hast gesagt Hannah Arendt Vita Activa. Ein bisschen. Huch. Ja. Diese Biographie. Dieses Denktagebuch. Die verschiedenen Begriffe des Bösen, diese Sucht des Einteilens und Kategorisierens, ich habe vorgeschlagen, dass die Sprache selbst ja schon so was mitbringt, dann der Eichmann Prozess, das System der Biographie, über das Nicht verstehen haben wir gesprochen und über das Nichtverstanden werden wollen, das Recht auf nicht verstehen und nicht verstanden werden. Habe ich nicht verstanden. Gratismut? Ich habe dich gefragt, was es ist und du hast mir eine Erklärung gegeben. Okay, und was ist es? Es war so billig, ich habe es vergessen. Das Wort gibt es doch. Hast du es schon mal gehört? Nein. Kenn ich nicht. Das gibt es nicht. Wir hatten die Bilder vom Restanstand, vom Gratismut und vom digitalen Schatten. Ich würde behaupten, dass es ihn gibt, das ist etwas, was im Duden steht. Das ist was, wozu man keinen Mut braucht, man schwingt sich auf für was, wo der Schwung von selbst schon da ist. Das ist ein Vorwurf? Zivilcourage. Ohne Risiko mutig sein, das gibt es doch, das ist Gratismut, auf jemanden einschlagen der schon am Boden liegt, ja das ist gemein. 38min14. Authentisch, stimmt, du hast ihm vorgeworfen, dass er den Text nicht normal liest, es gab Momente, wo du den Text bringen kannst, weil du an ihn angeschlossen warst, war es sowas? 39min18 Das Geheimnis warum ist ein Text präsent. Es gab Momente, wo er da war und wo er nicht da war, wo du nicht angeschlossen warst, wie kommt das. Theatralität, dass das nicht authentisch wirkt, wenn ich den Text so performe, ... du hast den Text geformt, beim Lesen, und das wirkte unterschiedlich. 40min39 Mut und Mutter 41min33 ... das musst du gewesen sein, das warst du, ja, bemerkt ihr das Identifizieren von Ideen, an Menschen identifizieren, so eine Art Orientierung, wo kam es her, aus welcher Ecke, aus welcher Gruppe, Mut und Dummheit, wann braucht man keinen Mut, muss man Angst haben, um mutig zu sein, muss man etwas überwinden, ob Mut nur durch Überwindung von etwas bestehen kann, 43min27 Übermutshandlungen, dummer Mut ...versucht doch bitte in eine Art Alltagstrance zu fallen, dass ihr das noch holt, wir haben über Haltungen, Stil und Tugenden gesprochen. Am Anfang hat jemand gesagt: mit sich selbst identisch sein muss nicht richtig sein. Narzisstische Selbsteinschliessung schliesst Selbstkritik aus, steht hier. Das war von Marcus Steinweg. Das war das Schöne an diesem Workshop hier, dass man dadurch, dass man so angetrieben ist, schnell Material zu verwerten, auch von Anderen Geschriebenes, Gedanken, unreflektiert aufs Blatt zu bringen, zu verwerten, dass es nicht mehr möglich ist, mit sich selbst identisch zu arbeiten, das hat was produktives, was tolles, das macht süchtig, das ist die Technik des Schreibens, mit den Texten kann man dann weiter arbeiten, alles mitbringen morgen, alles, was passiert ist, wir haben sie mit Vorgaben abgeschrieben, diese Frage hier ist eine Erfindung, könntet ihr so tun, als ob ihr euch erinnert, wie wir Verfahren angewendet haben, die wir weiter anwenden können? Ihr könnt die Erinnerung jetzt bitte auch erfinden. Verfahrensweisen. Das Material miteinander sprechen zulassen. Sprechen wir über die Verfahren, ich habe ins Zeichnen gewechselt und da ergaben sich neue Zusammenhänge sehr viel schneller, du konntest es auf diese Art mit der Zeichnung schneller denken, mit dem Kopf und dem Löffel, das war beim Schreiben kompliziert und langsam. Dieses gleichzeitige zusammen reagieren auch noch gleichzeitig dokumentieren, mit der Aussensicht, die gleichzeitig im Prozess drin ist, schwierig, den Überblick zu haben. Judith, was denkst du, was du so gehört hast, haben wir überhaupt gearbeitet? Es scheint einiges verschüttet zu sein. Bringt Stifte mit auf die ihr Lust habt. Pinsel, Farben, Buntstifte, Filzer, grosse und kleine Papiere.
Die reflexive Arbeit im Master ist ein Gefäss, das jeweils zu finden und zu erfinden ist. In ihm kann sich das Denken über die Arbeit und auch das Denken in der Arbeit selbst - wiederfinden.
Dieser kleine Mitschnitt eines längeren Gespräches nach einem Workshop – wir versuchten uns an ihn zu erinnern - möchte in die Atmosphäre des Untersuchens einladen.
Birgit Kempker
Daniel Marti,
Gianin Conrad,
Jan Kiefer,
Jung-Yeun Jang Schoch,
Kasia Klimpel,
Lydia Wilhelm,
Matthias Huber,
Mimi von Moos,
Myriam Werner,
Sebastian Mundwiler,
Sibylle Mathilde Hahner,
Simon Krebs,
Tiziana Pagano,
Thomas Keller